WIEDERENTDECKT

Historische Transformatorenstationen im Münsterland
Ein Bildband von Dr. Ludger Schröer

Lage 2018, 171 Seiten, ISBN 987-3-89918-067-1, 25,90 Euro

Vor hundert Jahren erreichte die Elektrizität das Münsterland. Um den elektrischen Strom in die Haushalte zu verteilen, wurden Masten und Transformatorenstationen gebaut. Damals war der Widerstand gegen diese durchweg als unpassend und hässlich angesehenen Bauten enorm. Das preußische „Gesetz gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlich hervorragenden Gegenden“ von 1907 zielte direkt gegen die Begleiterscheinungen der Elektrifizierung und gestattete strenge Auflagen für Baugenehmigungen. Im Fokus der Auseinandersetzungen zwischen Architekten, Heimatvereinen und Gemeindeverwaltungen um ein schönes und bodenständiges Bauen standen dabei die zahlreichen Verteilerstationen – mit dem Ergebnis, dass diese sich bis heute in vielfältigen Formen und Farben präsentieren.

Inzwischen sind die Stationen – im Volksmund Trafotürme genannt – längst Teil des baukulturellen Erbes. Mit ihrer teilweise ausdrucksstarken Architektur bereichern sie das Münsterland auf ganz besondere Weise. Aber diese Spezies industrieller Kleinarchitektur ist vom Abriss bedroht: Der Strom wird mittlerweile über Erdkabel zum Verbraucher geleitet, was die Trafotürme überflüssig macht.

Ludger Schröer hat sich im Kernmünsterland auf die Suche nach den Türmen gemacht und spürte mehr als hundert Exemplare auf. Kenntnisreich deckt er auf 172 Seiten Baugeschichten auf und zeigt Beispiele von gelungener Nachnutzung. Mit historischen Bauplänen und Fotografien unterstreicht er die Faszination, die von den münsterländischen Transformatorenstationen ausgeht. Zahlreiche Abbildungen lenken die Aufmerksamkeit der Leser auf interessante architektonische Details und den landschaftlichen Reiz, den diese Landmarken setzen. Und ganz unvermittelt wird das scheinbar Unscheinbare, das Gewohnte und Alltägliche in seiner faszinierenden Vielfalt wieder wahrgenommen.

Ein Blick in die nahe Region der östlichen Soester Börde entdeckt noch eine andere Bildsprache der Türme und unterstreicht dadurch die Besonderheit der münsterländischen Transformatorenstationen.